Der Südostwall

südliche Reichsschutzstellung
südliche Reichsschutzstellung

Durch die ungünstige Entwicklung der militärischen Lage in Ungarn, gab Hitler schon im September 1944 Richtlinien zur Befestigung des östlichen Reichsgebietes heraus. Gedacht war ein Stellungssystem, welches von den Weißen Karpaten bis nach Zagreb reichen sollte. Aus dieser Vorgabe entstand schließlich auch die sogenannte "Reichsschutzstellung" – von der deutschen Propaganda auch "Südostwall" oder nur "Ostwall" genannt. Das Stellungssystem begann am Jablunkapass, führte über den Festungssektor von Sillein (Žilina), dann längs des Flusses Waag bis südlich von Trentschin (Trenčín). Von dort folge es dem Verlauf der Kleinen Karpaten bis zum Festungssektor von Pressburg (Bratislava). Dieser slowakische Abschnitt des Südostwalls fußte auf einer bereits ab 1939 geplanten und teilweise verwirklichten deutschen Verteidigungslinie. Die Errichtung deutscher Militäranlagen entlang dieser Verteidigungslinie war bereits im Deutsch-Slowakischen Schutzzonenstatut im August 1939 vereinbart worden. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges Ende 1939 führt jedoch dazu, dass nur ein geringer Teil der geplanten Militäranlagen tatsächlich errichtet wurde. Im südlichen österreichischen Abschnitt mussten alle Verteidigungsstellungen völlig neu geplant und gebaut werden. Dieser Abschnitt beginnt bei Preßburg (Bratislava) an der Donau und folgt dem Verlauf der Anhöhenlinie bis zum Neusiedler See. Diesem folgt sie auf den Anhöhen am Westufer des Sees bis südöstlich von Ödenburg (Sopron). Von hieran zieht sich die Verteidigungslinie über die Anhöhen östlich von Güns (Közseg) bis ins Pinkatal von dort zieht sie sich bis in den Bereich östlich von Bad Radkersburg und folgt dann in etwa dem Verlauf der Grenze der Untersteiermark (heute slowenisch/kroatische Grenze) bis zum Fluss Drau. Die Drau bildete den südlichen Endpunkt des Südostwalls.

 

Das Verteidigungssystem bestand aus 2 hintereinanderliegenden Linien – der A und der B-Linie, im Abstand von einigen Kilometern. Die weniger stark ausgebaute A-Linie verlief im Rechnitzer Raum auf ungarischem Boden (übr Kisnarda-Nordran Bucsu-Ostrand Bozsok), die verstärkte B-Linie innerhalb der Reichsgrenze. Sie bestanden aus einem Panzergraben (welcher meistens nur sporadisch gegen Einsturz gesichert war), dahinter liegenden Feldstellungen (meistens nur Laufgräben, wenig gesicherte MG-Nester etc.), Minenfeldern, Panzersperren, usw. Zusätzlich wurden im Hinterland Orte mit Stellungssystemen versehen, um die Rote Armee aufzuhalten. Der Stellungsbau im Abschnitt VI Oberwart-Fürstenfeld fand von 09.10.1944 bis 31.03.1945 statt. Da für die Besatzung der Stellungen zu wenig Soldaten aufgebracht werden konnten, wurde in den letzten Monaten des Jahres 1944 Volkssturm-Bataillone in den umliegenden Orten aufgestellt. Diese Einheiten bestanden aus alten Männern, aus Invaliden, Kranken und Hitlerjungen. Sie trugen meistens Zivilkleidung und waren nur mit Armbinden mit der Aufschrift „Volkssturm" gekennzeichnet. Die Ausrüstung war mangelhaft, fast ohne Munition und schwere Waffen. Die Bewaffnung war vollkommen unzureichend. Oft erhielten je fünf Mann ein Gewehr und zehn Schuss Munition. So ist es verständlich, dass die Russen gerade im Burgenländischen Raum zum Durchbruch ansetzten.

Um die Bauarbeiten zu beschleunigen wurden bis zu 80.000 Menschen eingesetzt. Unter der Oberaufsicht der Organisation Todt arbeitete die ortsansässige Bevölkerung, OT-Leute, Ostarbeiter, Kriegsgefangene und auch tausende aus Ungarn stammende Juden (ca. 30.000) am Ostwall. Bekannt sind hier auch zwei Massenmorde an ungarischen Juden im Bezirk Oberwart - das "Massaker von Rechnitz" und die Erschießungen bei Deutsch Schützen.

Der Gesamtbau des Südostwalles wurde in 6 Abschnitte gegliedert. Der Abschnitt VI umfasste die damaligen Kreise Oberwart und Fürstenfeld und unterstand dem Kreisleiter von Oberwart, Eduard Nicka. Dieser Abschnitt VI war wieder in mehrere Unterabschnitte eingeteilt, zB: Unterabschnitte Burg, Rechnitz I und Rechnitz II. Leiter des Unterabschnittes Rechnitz I war der Ortsgruppenleiter Franz Podezin, ein Gestapobeamter, der im Übrigen auch bei der Grenzpolizei in Rechnitz tätig war. Leiter des Abschnittes Rechnitz II war zuletzt Josef Muralter.